Eine wichtige Partnerschaft auch in der Krise
19.11.2020An diesem Leitsatz richten wir unsere Angebote aus, er ist für uns die Grundlage unseres Handelns und vor allem begründet sich darin unsere Haltung den Studierenden gegenüber. Die Corona-Pandemie hat den Alltag der Studierenden komplett verändert und das jetzt schon für einen langen Zeitraum. Und gerade in dieser schwierigen Zeit war es uns von Anfang an sehr wichtig, für die Studierenden – für euch – da zu sein und euch auch diesen Alltag unter erschwerten Bedingungen zu erleichtern.
Eine der Folgen der Pandemie ist, dass es vielen Studierenden jetzt finanziell schlechter geht als vorher. Immer häufiger wird der Wunsch an uns herangetragen, die Semesterbeiträge für die Studierenden zu senken. Diesen Wunsch können wir nachvollziehen, ihn aber leider nicht umsetzen. Bereits in der Stellungnahme vom 8. April haben wir erläutert, warum wir die Beiträge nicht senken können, aber wir möchten gern noch einmal detaillierter auf die Situation eingehen.
Weniger Einnahmen, aber mehr Aufwand
Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für unsere Gesellschaft sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abzusehen, aber bereits jetzt ist die finanzielle Situation des Studentenwerks angespannt. Durch coronabedingte Leerstände in unseren Wohnheimen sind uns bisher (April bis Oktober) im Vergleich zum Vorjahr Mietausfälle von rund 325.000 € entstanden. Im Bereich Hochschulgastronomie hatten wir im gleichen Zeitraum einen Umsatzverlust von 4 Millionen Euro zu verzeichnen. Einige dieser Verluste können wir ausgleichen, aber dennoch rechnen wir für das kommende Jahr mit einem Defizit von etwas über 2,2 Mio. Euro.
Dazu trägt auch der erhöhte Aufwand bei, den wir in fast all unseren Abteilungen haben. Um ein paar konkrete Beispiele zu nennen: In der psychologischen und der Sozialberatung haben wir unsere Beratungskapazitäten aktuell um rund 11 % aufgestockt und die Präsenzberatung die gesamte Zeit über aufrechterhalten. Im Bereich Wohnen haben wir einen erheblichen organisatorischen Mehraufwand, z. B. bei der Zimmerübergabe und der Betreuung der Mieter*innen. Auch die Kinderbetreuung unter Coronabedingungen ist deutlich aufwendiger. In unserer Verwaltung sind viele ganz neue Aufgabenfelder entstanden: Die Personalabteilung hat mit der Beantragung und Abrechnung des Kurzarbeitergelds einen riesigen Aufwandsblock hinzubekommen. In der Studienfinanzierung ist Mehraufwand durch Aktualisierungsanträge und durch die derzeit rechtlich notwendige Einzelfallprüfung bei coronabedingten Verlängerungen der Studienzeit entstanden. Außerdem musste seit dem Sommer zusätzlich die Überbrückungshilfe mit bislang mehr als 7.000 Anträgen gestemmt werden. Die vielen zusätzlichen Hygienemaßnahmen kosten uns ebenso Geld wie die zusätzliche Hardwareausstattung für das Arbeiten aus dem Homeoffice. Wir strengen uns sehr an, um diesen Mehraufwand möglichst mit den vorhandenen Mitteln zu bewältigen.
Sehr geringe Nachfrage in den Mensen und Cafeterien
Eine Sonderstellung nimmt tatsächlich der Bereich Hochschulgastronomie mit seinen Mensen, Bistros und Cafeterien ein. In der Stellungnahme vom 3. September erklärt Sönke Nimz, Geschäftsführer des Studentenwerks OstNiedersachsen, ausführlich, warum die Mensen seit Ende März nicht mehr im Regelbetrieb geöffnet sind. Unsere Mensen gehörten zu den letzten, die am Anfang der Pandemie geschlossen haben und mit unseren To-go-Angeboten gehörten wir zu den ersten, die wieder in die Versorgung der Studierenden eingestiegen sind. Mit dem Anstieg der Corona-Infektionen im Herbst und den daraus resultierenden Konsequenzen für den Unialltag sehen wir uns in unserem To-go-Konzept bestätigt. Es ist zwar richtig, dass unser gastronomisches Angebot im Moment deutlich reduziert ist. Das liegt aber vor allem daran, dass die Nachfrage durch die Studierenden aufgrund der aktuellen Studienbedingungen sehr, sehr gering ist. In der gesamten vergangenen Woche hatten wir rund 6.500 Gäste. Zum Vergleich: normalerweise besuchen uns im Vollsemester jeden Tag rund 22.500 Gäste.
Finanzielle Unterstützung für Studierende in Not
Wir wissen, dass viele Studierende finanziell sehr hart von der Pandemie getroffen wurden. Deshalb haben wir uns von Beginn der Pandemie an auch politisch dafür eingesetzt, dass Studierende, die in Not geraten sind, finanziell unterstützt werden und dass es Erleichterungen im BAföG gibt. Vor dem Hintergrund der schwierigen Verhandlungen und der geringen Hilfsbereitschaft insbesondere der niedersächsischen Landesregierung ist die Überbrückungshilfe des Bundes als Erfolg zu betrachten. Wir konnten bislang insgesamt rund 2,4 Mio. € an Studierende vergeben. Dabei haben wir aus dem Stand 7.112 Anträgen zeitnah mit einem Softwaretool bearbeitet, das sich noch in der Entwicklung befindet. Bei mehr als drei Vierteln der Anträge haben wir es den Studierenden ermöglicht, noch Unterlagen nachzureichen oder Unstimmigkeiten zu erklären. Das führte dazu, dass wir insgesamt eine hohe Annahmequote von über 76% erreicht haben. Nun wurde vom Bund beschlossen, dass die Überbrückungshilfe auch für das Wintersemester gewährt werden soll. Wir sind darauf vorbereitet und können sofort wieder in die Bearbeitung einsteigen. Das geht nur, weil wir hochmotivierte Mitarbeiter*innen kurzfristig aus der Kurzarbeit holen können.
Wir haben aber auch eigene finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, z. B. indem wir zinslose Darlehen aus unserem Darlehensfonds gewährt oder Erstsemesterstipendien für das Wintersemester vergeben haben. Und seit dem 16. November steht ein eigener Notfonds des Studentenwerks zur Verfügung. Er ist mit 200.000 € ausgestattet, die als Beihilfen an Studierende in Not ausgegeben werden können. Die Summe entspricht in etwa den zusätzlichen Einnahmen aus der jährlichen Erhöhung des Semesterbeitrags um 2 €. Wir sind der Überzeugung, dass es besser ist, gezielt einzelnen Studierenden, die in Not geraten sind mit bis zu 900 € zu helfen als pauschal alle Studierenden durch Aussetzung der Beitragsanhebung um 2 € zu entlasten.
Keine Senkung der Semestergebühren
Aus diesen Gründen werden wir die Semesterbeiträge nicht senken. Zum einen haben wir aus wirtschaftlicher Sicht keinen Spielraum dafür, zum anderen sehen wir aufgrund unseres Einsatzes und unseres breiten Angebots unter erschwerten Bedingungen aber auch keinen Anlass für eine Senkung. Im Gegenteil: Wir setzen zurzeit alles daran, um den Studierenden – um euch – den Alltag weiterhin zu erleichtern und daran, dass wir den Semesterbeitrag trotz erheblicher finanzieller Verluste und Mehraufwand in den nächsten Jahren nicht massiv erhöhen müssen.
Kleiner Exkurs: Wie finanziert sich das Studentenwerk?
In 2019 hat sich das Studentenwerk zu 55,2% aus Umsatzerlösen finanziert. Diese sind in 2020 seit dem März aufgrund der zeitweisen Schließung und anschließend der mangelnden Nachfrage in den gastronomischen Betrieben und durch Leerstände in den Wohnheimen insgesamt massiv eingebrochen. Diese Einbrüche konnten wir zum Teil durch Kosteneinsparungen und durch das Instrument der Kurzarbeit ausgleichen. 24,7% der Finanzierung stammten aus den Semesterbeiträgen, 8,6 % aus der Finanzhilfe des Landes. Diese Mittel fließen zu einem Großteil in die Subventionierung der Mensen. Darüber hinaus finanzieren wir aus diesen Mitteln unsere Angebote, für die wir keine Umsatzerlöse erzielen, vor allem die Beratungsangebote, aber auch die Kulturangebote und Angebote in der Kinderbetreuung sowie alle Förderungen von Studierenden. Die restlichen 11,5% der Erträge verteilten sich ungefähr gleich auf die zweckgebundene Kostenerstattung für die BAföG-Verwaltung und die Zuwendungen für den Kita-Betrieb.
Die Mensen in der Coronazeit– je größer das Angebot, desto größer das Defizit
Wenn wir alle Mensen geschlossen hätten, dann würden wir unter den jetzigen Bedingungen keine Verluste machen, denn die Umsatzverluste würden durch die wegfallenden Ausgaben für den Wareneinkauf und die Energiebeschaffung in den Mensen sowie die Erstattung des Kurzarbeitergelds ausgeglichen werden können. Umsatzverluste auf der einen Seite und Kurzarbeitergelderstattung und Kostenreduktion auf der anderen Seite halten sich also in etwa in Waage. Jetzt sind die Mensen aber nicht mehr geschlossen, und jedes Angebot bedeutet für uns eine erhebliche Mehrbelastung. Gerade zum Wintersemester haben wir uns bemüht, wieder an möglichst allen Standorten ein Angebot vorzuhalten. Aktuell sind in der Hochschulgastronomie täglich 59 Mitarbeiter*innen in Produktion, Logistik und Ausgabe im Einsatz. Diese geben täglich in zwölf Ausgabestellen an acht Standorten rund 1.300 Essen aus und erwirtschaften einen Umsatz von 4.481 €. Zum Vergleich: Normalerweise geben wir allein in der Mensa 2 (Beethovenstraße) in Braunschweig ähnlich viele Essen täglich aus. Dafür sind dann aber nur 19 Mitarbeiter*innen im Einsatz und wir erzielen 5.203 € Umsatz. Anders ausgedrückt: Im Normalbetrieb würden wir durch Öffnung einer einzigen Mensa mit einem Drittel der Mitarbeiter*innen ein Sechstel mehr Umsatz erzielen als jetzt. Die Öffnungen erweitern unsere aktuellen Leistungen, werden aber unser Ergebnis deutlich verschlechtern.